PFOTEN VOM SITZ!
REGELN UND GUTE VORBEREITUNG FÜR ENTSPANNTES BAHNFAHREN MIT DEM HUND
Egal ob Tagesausflug, Urlaubsreise oder Besuch bei Freunden und Verwandten: Viele Menschen legen diese Strecken gerne mit der Bahn zurück. Soll ein Hund mitreisen, entstehen plötzlich Fragen: Darf der Hund überall mitfahren? Braucht er ein Ticket? Was für Regeln sind außerdem zu beachten und wie lange darf die Fahrt dauern? Wenn Hund und Halter vorbereitet sind, wird aus dem Abenteuer Zugfahrt schnell eine entspannte Reise.
„Die Deutsche Bahn befördert pro Jahr etwa 100.000 Hunde“, bestätigt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage. Ob es für das Tier ein Ticket braucht, hängt allerdings von der Größe des Hundes und gegebenenfalls vom jeweiligen Verkehrsverbund ab. Die Deutsche Bahn hat auf ihrer Website einige Regelungen zur Zugfahrt mit Hund zusammengestellt: https://www.bahn.de/angebot/zusatzticket/hund
REGULARIEN BEI DER DEUTSCHEN BAHN
Ein Ticket ist Bahnangaben zufolge generell nur für größere Hunde notwendig. Kleine Hunde, die in einem geeigneten und verschließbaren Transportbehältnis mitgenommen werden, benötigen keine Fahrkarte. Für größere Hunde, die ohne Transportbox mitfahren sollen, werden dagegen Kosten in Höhe der Hälfte des Fahrpreises eines Erwachsenen fällig. Bei der Buchung kann dafür einfach online oder am Automaten die Kategorie „Hund“ für das zusätzliche Ticket ausgewählt werden. Auch Besitzer eines Deutschlandtickets müssen für ihren Hund in der Regel ein Extraticket erwerben. Abomodelle, beispielsweise ein spezielles Deutschlandticket für Hunde, gibt es nicht – auch ein reguläres Deutschlandticket kann nicht für den Hund abgeschlossen werden. In den jeweiligen Verkehrsverbünden können allerdings abweichende Vorgaben gelten: So ist etwa im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr die Mitnahme von allen Hunden unentgeltlich. Halter sollten sich also vor Fahrten im Nahverkehr informieren, ob der jeweilige Anbieter ein Hundeticket verlangt oder nicht.
Für Hunde heißt es bei der Deutschen Bahn außerdem: Pfoten vom Sitz! Hier dürfen sie nicht Platz nehmen, sondern müssen immer vor, unter oder neben dem Sitzplatz des Fahrgastes sitzen oder liegen. Eine Sitzplatzreservierung für Vierbeiner gibt es daher nicht. Aus Hygienegründen sind Heimtiere zudem nicht im Bordrestaurant erlaubt.
„Hunde, die nicht in einer Transportbox reisen, müssen angeleint sein und einen Maulkorb tragen“, so die Bahnsprecherin. Grundsätzlich sind Leine und Maulkorb hier also immer vorgeschrieben und können vom Zugpersonal verlangt werden.
AUSNAHME FÜR BLINDENFÜHR- UND ASSISTENZHUNDE
Besondere Regelungen gelten für anerkannte Blindenführ- und Assistenzhunde. Diese müssen keinen Maulkorb tragen und fahren immer kostenfrei. Dafür ist ein entsprechender Schwerbehindertenausweis oder alternativ etwa ein Ausweis mit der Bezeichnung Mensch-Assistenzhund-Gemeinschaft mitzuführen und auf Nachfrage vorzuzeigen. Voraussetzung für die kostenfreie Mitnahme eines Blindenführ- oder Assistenzhundes ist zudem dessen sichtbare Kennzeichnung mit einem entsprechenden Abzeichen, etwa auf Kenndecke, Hundegeschirr oder Halsband.
DEN HUND AUF DIE ZUGFAHRT VORBEREITEN
Zusätzlich zur Information zu Tickets & Co. sollten Hundehalter sich und ihren Begleiter aber auch auf die Fahrt selbst vorbereiten. Anton Fichtlmeier, Hundetrainer und Ratgeberautor, empfiehlt dazu: „Vor der Fahrt ist es immer sinnvoll, den Hund ordentlich auszupowern. Dann kann er sich zum einen erleichtern, wird zum anderen aber auch einen Teil der Zugfahrt in Ruhe schlafen können. Drei Stunden sind meist unproblematisch, vor allem wenn der Hund ruhig liegen kann. Bei längeren Strecken sollte man dann noch weitere Pausen einplanen – idealerweise, wenn man ohnehin umsteigen muss. 20 bis 30 Minuten reichen meist schon, um kurz im Bahnhofsumfeld eine Runde zu drehen und dann wieder rechtzeitig am Gleis zu sein. Wie oft ein Hund Pausen braucht, unterscheidet sich aber ganz individuell.“
Wichtig ist außerdem, dass man den Hund schon im Vorfeld daran gewöhnt, mit angelegtem Maulkorb, Halsband und Leine auf einer kleinen Decke zu liegen. „Das üben Halter am besten zu Hause: Nach einer ausgiebigen Gassirunde setzen sie sich auf einen Stuhl, motivieren ihren jetzt müden Hund, der immer noch angeleint ist und seinen Maulkorb trägt, sich anfangs nur für wenige Minuten auf seiner Decke abzulegen. Daran gewöhnt er sich recht schnell. Und das gibt ihm dann auch später im Zug das Signal: Das ist mein Platz. Ich soll mich ruhig verhalten und kann ausruhen“, so der Hundetrainer.
SITZPLATZWAHL UND ANDERE FAHRGÄSTE
Man kann auch bei der Wahl des Sitzplatzes ein paar Dinge berücksichtigen. Am Wagenende oder an Sitzplätzen mit Tischen gibt es meist mehr Beinfreiheit und Platz für den Hund. In Ruhebereichen sind Hunde dagegen zwar erlaubt, aber auch durch einen stillen Hund können sich andere Fahrgäste dort schneller gestört fühlen. Zudem kann es vorkommen, dass Mitfahrende, auch Kinder, den Hund gerne streicheln möchten. „In solchen Fällen sollten Halter immer aufmerksam sein und sowohl ihren Hund als auch die Situation einschätzen“, so Fichtlmeier. „Ist mein Hund ruhig und entspannt und ich weiß, dass ihm die Zugfahrt nichts ausmacht, ist es auch kein Problem ihn unter Aufsicht streicheln zu lassen. Aber nicht jeder Hund mag das Bahnfahren und dann kann der Kontakt zu Fremden schnell Stress auslösen. Das sollte man klar kommunizieren und dem Vierbeiner lieber seine Ruhe gönnen.“ Je öfter ein Hund im Zug mitfährt und diese ungewohnte Situation kennenlernt, desto ruhiger wird er dabei auch.
Quelle: IVH Industrieverband Heimtierbedarf e.V.